Flexible ArbeiterInnen produzieren oder kritische BürgerInnen ausbilden?

Wenn man sich die Entwicklung der Bildungssysteme in Europa und allen so genannten "fortschrittlichen" kapitalistischen Ländern in den letzten Jahrzehnten ansieht, ist eines der...

Die Vermarktung von Bildung in der globalisierten Gesellschaft

Die beiden wichtigsten Ideen dieses Vortrags sind: erstens, die materiellen und ökonomischen Umstände treiben die Bildungssysteme in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern in Richtung Marktwirtschaft, und zweitens, wir sollten diese Idee der Vermarktung in einem weiteren Sinn verstehen, dies bedeutet nämlich nicht nur Privatisierung, Umformung von Bildung an die Regeln eines neuen Marktes, es bedeutet auch eine enge Anpassung von Bildung an die gegenwärtigen, sehr speziellen Ansprüche des Arbeitsmarktes und es bedeutet ferner, dass Bildungssysteme dazu verwendet werden, um gewisse Märkte zu stimulieren, insbesondere die ICT-Märkte (Informations- und Kommunikations-Technologien). Dieser Vortrag basiert in erster Linie auf einem Studium der nationalen Reform-Programme in europäischen Ländern, aber auch auf Berichten internationaler Organisationen wie OECD, Weltbank und Europäische Kommission.

Im Schatten der Unternehmerlobby

Unter dem Einfluss mächtiger Unternehmerlobbys wie des European Round Table of Industrialists interessiert sich die Europäische Kommission immer stärker für den Bildungsbereich und versucht dort ihre Sichtweisen durchzusetzen. Dabei geht es nicht nur um die Harmonisierung der Bildungssysteme, sondern vor allem auch um deren Anpassung an die Anforderungen der Märkte: Die Beschäftigten sollen lernen, stets flexibel auf veränderte Produktionsumgebungen zu reagieren; die Konsumenten sollen an technologische Innovationen herangeführt werden, die heute zentrale Märkte konstituieren; Unterricht und Kenntnisse sollen der Konkurrenz und der Eroberung durch private Investoren geöffnet werden. Diese tatsächlichen Kraftlinien der aktuellen Bildungspolitik verbergen sich häufig hinter den angeblichen Bildungszielen ‚Staatsbürgerschaft’ und ‚Chancengleichheit’